Bureau Johannes Erler – Das Ende vom Lied

Das Ende vom Lied

Thalia Theater. Oder: Was vom Logo übrigblieb.

Autor

Johannes Erler

Kategorie

Allgemein

Datum

08.03.2022

Das sieht natürlich nicht so schön aus, ist aber eigentlich sehr lustig: Als ich neulich im Thalia Theater in der Gaußstraße in Hamburg-Altona war und vor dem Stück noch eine rauchte, löschte ich meine Kippe, tja – in meinem eigenen Logo. Das (bzw. ein Teil davon) stand da nämlich als Aschenbecher rum – und ich wurde kurz mal ein bisschen sentimental.

Das Erscheinungsbild für das Thalia Theater war 1999 meine erste Arbeit für ein Theater. Ulrich Khuon kam als neuer Intendant nach Hamburg und trat die Nachfolge des legendären Jürgen Flimm an. In Zusammenarbeit mit Khuon, seinem Chefdramaturgen Michael Börgerding (mit dem ich später das Erscheinungsbild für das Theater Bremen machen durfte) und der tollen Kommunikationschefin Gaby Schweer entstand eine Arbeit, die unaufdringlich, schön und flexibel war, und die das Theater in den folgenden zehn Jahren begleitete. Dann ging Khuon nach Berlin ans Deutsche Theater. Und auch dort durfte ich gestalten.

Zentrales Element des Erscheinungsbildes war das Logo. Das war eine eher formale Arbeit, die aus den zwei T (Thalia Theater) als Ligatur entstand, über der ein Stern schwebte. Es wurde so einiges reininterpretiert in dieses Logo (Der Stern der Stars, der Stern der Arbeiterklasse…), aber letztlich war das ehrlich gesagt gar nicht so gemeint. Es war einfach nur ein schönes Zeichen, das sich perfekt auf alles mögliche applizieren ließ und in Hamburg ziemlich bekannt und beliebt wurde.

Der Stern begann dann schnell ein Eigenleben zu führen. Und wurde auf diese Weise auch zum Aschenbecher. Ich fand das nie schlimm, hatte es längst vergessen und jetzt stand der Stern da also immer noch rum, obwohl das Logo längst ein anderes ist.

Wobei das nicht ganz stimmt. Denn als Joachim Lux 2009 die Intendanz von Ulrich Khuon übernahm, wollte er (leider) nicht weiter mit mir zusammenarbeiten, engagierte statt dessen meinen guten Freund Mirko Borsche, und der erfand ein völlig neues, bis heute tolles Erscheinungsbild für Lux, das nur eine Konstante in die Vergangenheit hatte, nämlich das Logo. Denn dieses Logo war wie gesagt eine Bank in Hamburg und Lux fand es wohl eine gute Idee: Alles anders zu machen, aber dem Publikum eine kleine Logo-Brücke in die neue Ära zu bauen.

Mirko musste das Logo jedoch verändern, um es dem neuen Erscheinungsbild anzupassen. Das Doppel-T bestand fortan aus gleich starken Strichen und der Stern verlor seine abgeflachten Spitzen und wurde vergleichsweise kleiner. Aber die Idee des Logos überlebte auf diese Weise.

Blieb alles anders also. Nur der Aschenbecher-Stern, der steht immer noch da. Und irgendwie war das ein guter Stern für meine zukünftige Laufbahn als Gestalter für Theater. Es folgten die Erscheinungsbilder für das Deutsche Theater Berlin, das Staatsschauspiel Dresden, die Staatstheater Stuttgart, das Theater Bremen, das Düsseldorfer Schauspielhaus, das Staatstheater Nürnberg und so manche weitere Arbeit für Festivals und andere Theater. Ich bin sehr glücklich, dass das alles so gekommen ist.